Im Jahre 1897 ist „Costache gerade mal 21 Jahre alt – und was kann sich wohl ein 21-jähriger junger Mann heißer wünschen, als die Welt zu sehen? Eine Reise nach Wien und zwei Monate künstlerischer Arbeit in der österreichischen Metropole waren das Richtige, um seine Neugierde zu stillen und seine Erfahrung als Bildhauer zu erweitern. Von der Ferienzeit profitierend und mit je einem Empfehlungsbrief von seinen Lehrern für Bildhauerei (Sicherls) und Drehbankarbeit (Zefeld) ausgerüstet, lässt er sich bei Turnu Severin auf einen Liniendampfer in Richtung Wien einschiffen. […] Den Sonntag konnte er kaum erwarten, um die Museen zu durchstreifen. Aus der Antikensammlung des Kunsthistorischen Museums wird er zur Sperrstunde vom Aufsichtspersonal förmlich hinausbefohlen. Unter dem überwältigenden Eindruck der hautnah erlebten Kunstwerke sitzt er oft an einem kleinen Tisch in einem der Biergärten der kaiserlichen Stadt. Doch zwei Monate vergehen schnell und der junge Mann muss sich auf den Heimweg machen. Nicht ohne um ein Ausbildungszeugnis von der Fabrik zu bitten, in der er gearbeitet hatte, das ihm später nutzen würde. Und die Fabrik stellt ihm tatsächlich ein Zeugnis aus.“ (Auszug aus: Alexandru Buican, Brâncuși – o biografie [Brâncuși – eine Biographie], Verlag Artemis 2006).
2017 wird der 60. Jahrestag seit dem Tod des großen Constantin Brâncuși begangen. Zugleich jährt sich zum 120. Mal auch jener Moment, als der junge „Costache“ (von Constantin abgeleiteter volkstümlicher Kosename) dank der Reise nach Wien vermutlich zum ersten Mal Kunstwerke sehen durfte, deren Kenntnis ihm in seiner Heimat damals nicht möglich gewesen wäre. Es ist dies ein willkommener Anlass, um das Andenken an Brâncuși im Rahmen einer Konzerttournee durch Südost- und Mitteleuropa zu feiern, die u.a. nach Belgrad (SRB), Budapest (HU), Graz und Wien (AT) führt; es ist zugleich ein inspirierender Moment, um die zeitgenössische rumänische Kunst zu fördern und der österreichischen Kulturwelt in Erinnerung zu rufen, welche Verbindungen der „Vater der modernen Bildhauerei“ einerseits zur rumänischen Kunst unterhielt und welche Öffnung aus dem Kontakt des Künstlers mit den Kunstwerken in den Wiener Museen andererseits resultierte.
Das Musikensemble Imago Mundi setzt sich mit der traditionellen rumänischen Musik aus der Perspektive der zeitgenössischen Künstler auseinander.
Das Projekt Isvor. Constantin Brâncuși ist dem großen rumänischen Bildhauer gewidmet und aus seinem Leben und Werk inspiriert; es handelt sich dabei um eine Rekonstruktion der Welt von Brâncuși – in Ton und Bild: von der Region Gorj, wo er geboren wurde und seine erste spirituelle Entwicklung erfuhr, bis zur Weltstadt Paris, die seinen künstlerischen und kulturellen Werdegang entscheidend prägte. Die Musikstücke im Programm sind von unterschiedlichen Quellen inspiriert: von der traditionellen Volksmusik der Region Kleine Walachei (rum. Oltenia); von der Musik Maria Tănases (der vielleicht wichtigsten Sängerin traditioneller rumänischer Musik, aber auch einer der großen Lieben von Brâncuși); von der Musik Erik Saties (eines französischen Komponisten, der als Vorläufer des Minimalismus, des Surrealismus, der repetitiven Musik oder des „théâtre de l’absurde“ gilt und der sich zudem für die rumänische Spielmannsmusik interessierte und ein guter Freund des rumänischen Bildhauers war). Letztendlich sind einige Stücke direkt von Skulpturen von Constantin Brâncuși inspiriert: „Die schlummernde Muse“, „Der Vogel im Raum“, „Die Weisheit der Erde“, „Der Tisch des Schweigens“, „Die endlose Säule“.
Das Musikprogramm wird von Foto- und Videoprojektionen begleitet, einer beweglichen Installation, die die von Brâncușis Werk und Geist angeregte Klangwelt visuell kommentiert (und bühnenbildnerisch ergänzt).
Nicht zuletzt möchten wir Constantin Brâncuși für die rumänische Kultur wieder „in Anspruch nehmen“ – viel zu oft wird er immer noch als französischer Bildhauer bezeichnet, wobei die „Details“ seiner Herkunft übersehen werden.